Schutz der Freiflächen in Karlsruhe

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Wie lässt sich in Karlsruhe ein größerer Anteil an Freiflächen erreichen?
Klare Argumente
– Stand April 2004

Grundlagen
1. Bei allen im Flächennutzungsplan (FNP) vorgesehenen Industriegebieten (IG) auf Karlsruher Gemarkung (z. B. Miro-Erweiterung, Knielingen-West) sind die Belastungsgrenzen überschritten (siehe Studie „Belastungsgrenzen des Raums“, 1999).
2. Ziel nachhaltiger Politik muss sein, den Freiflächenanteil zu vergrößern: vorgesehene Gewerbegebiete (GG) aus dem FNP nehmen, Konversion/Umnutzung von bebauten Flächen hat Vorrang vor dem Verbrauch von Freiflächen.
3. In Karlsruhe besteht eine strukturelle Mehrheit aus CDU/FDP, oft auch SPD („Polynorm“!; siehe aber auch Debatte um gültigen FNP), gegen das Ziel eines nachhaltigen Flächenhaushalts.

Geplante IG bei Knielingen
• Miro-Erweiterung derzeit grossteil bebuschtes Gelände und ökologisch wertvoll (siehe auch Kartierung/Bewertung der Bezirksstelle); als optionale und präferierte Trasse der Nordtangente zur 2. Rheinbrücke vorgesehen
• Knielingen-West: entlang der Nordtangente geplant, derzeit im wesentlichen landwirtschaftliche Fläche
• z.T. in der Rheinaue gelegen
• überschwemmungsgefährdet
• IG werden von (großer) Mehrheit in Knielingen abgelehnt, da der Stadtteil schon große Lasten aus Gewerbe und Industrie (Stora Enso, Miro etc.) tragen muss.

Untere Hub
• Lage entlang der Autobahn am zukünftigen Autobahnanschluss Nord (Kreuzung mit B10/Nordtangente-Ost); der Bau dieses Anschlusses wird ab 2004 begonnen.
• Nördlich liegen GG rund um Bosch
• Aktuelle Nutzung großteils Intensiv-Landwirtschaft (Mais u.a.); im Osten und Norden einige zum Teil verlandete Gräben, Brachflächen und Feldgärten; darunter einige kleine §24a-Biotope
• Wegen Autobahn verlärmt; Naherholungsnutzung gering
• Einfluss einer Bebauung auf lokale Luftströmungen wird untersucht; Bebauung entsprechend anzupassen (Baukörper parallel zur Windrichtung)
• Als Gewerbe- und Industriefläche interessant wegen der verkehrlichen Anbindung (wenig zusätzlicher Erschließungsaufwand, wenig zusätzliche Versiegelung)

Politische Bewertung
Bei dem Änderungsverfahren für den Regionalplan mit dem Paket „Miro-Areal wird Grünzug statt IG/Untere Hub wird GG statt landwirtschaftliche Fläche“ besteht angesichts der sonstigen Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat (CDU+OB+FDP = 28 von 49 Stimmen) zum ersten Mal die Chance auf eine strukturelle Veränderung:
– 19 ha Miro-Erweiterung (Naturraum Rheinaue, hochwassergefährdet, Freifläche für Knielingen und Neureut, Trasse der Nordtangente) aus dem Regional- und Flächennutzungsplan heraus nehmen
– 16,8 ha Hub (an der Autobahn und der zukünftigen Ausfahrt von der A5 auf die B10 gelegen, verlärmt, im wesentlichen intensiv landwirtschaftlich genutzt) als Gewerbegebiet hinein nehmen.
Die KAL hat sich in Abwägung aller Gesichtspunkte für das Paket und damit für den Einstieg in einen nachhaltigeren Umgang mit der begrenzten Ressource Fläche entschieden. Mittlerweile ist im Zuge des Verfahrens der Anteil an zukünftiger Freifläche statt IG auf rund 40 ha angewachsen!
Diese 40 ha im Tiefgestade bei Knielingen bestehen aus Teilen der geplanten IG „Knielingen-West“ und „Miro-Erweiterung“.
Die Chance der strukturellen Veränderung hat die KAL bei der Beratung des Themenkomplexes „Untere Hub/Miro-Erweiterung“ im Naturschutzbeirat Ende 2002 vorgestellt. Eine Mehrheit des Beirats, in dem auch die Naturschutzverbände und der Naturschutzbeauftragte der Stadt vertreten sind, hat sich für (!) das Paket ausgesprochen.
Durch die neue Option „Untere Hub“ in Verbindung mit den Konversionsflächen (alte Kasernenareale, Bahn- und Postgelände) sowie durch Kooperation mit anderen Gemeinden (gemeinsam zu vermarktende Gewerbestandorte, als Zweckverband zur Verteilung der Gewerbesteuer strukturiert) ergeben sich neue Chancen, das besonders sensible Tiefgestade langfristig vor einer weiteren Bebauung zu schützen. Ein zweiter Fall „Polynorm“, bei dem aus kurzfristigem Arbeitsplatzdenken heraus die Knielinger Gemarkung geopfert werden sollte, darf sich nicht wiederholen!

Die Karlsruher Liste erwartet, dass auch die anderen politischen Kräfte in Karlsruhe die Chance und Verpflichtung einer nachhaltigen Flächenbewirtschaftung erkennen.

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