Über die enorme Beteiligung am Klimastreik der Karlsruher Schülerinnen und Schüler zeigt sich die Karlsruher Liste (KAL) tief beeindruckt. „Die tiefen Zukunftssorgen der jungen Menschen sind nur zu begründet. Die Gesellschaft und die Politik müssen endlich konsequent pro Klimaschutz handeln“, meint Schulleiter Hannes Ludwig, bildungspolitischer Berater der KAL. Die Reaktion vieler Erwachsener, insbesondere aus konservativen Kreisen, zum Fehlen der Demonstrierenden in der Schule sieht Ludwig als Ablenkung vom eigentlichen Problem – der Generationenaufgabe Klimaschutz.
Die KAL will den Jugendlichen jetzt schnell antworten und auch bei zukünftigen Aktionen zuhören und das Gespräch suchen. Die KAL habe sich zwar kommunalpolitisch immer für den Klimaschutz eingesetzt. „Das können wir den streikenden Jugendlichen versichern“, erklärt KAL-Stadtrat Lüppo Cramer (KULT-Fraktion). Aber bei einer solchen globalen Herausforderung dürfe sich keine politische Gruppierung auf dem bisher Erreichten oder gar auf puren Forderungen ausruhen.
Dies gelte insbesondere für die europäische und Bundespolitik. „In den Städten stehen wir Akteure oft ohne Unterstützung durch entsprechende gesetzliche Vorgaben da.“ Anderseits würden die Parteien in der Kommunalpolitik ihren Spielraum oft nicht ausnutzen pro Klima und pro grüne Stadt. „Momentan ist meine Fraktion die einzige im Gemeinderat, die sich konsequent um Klimaschutz im weltweiten Maßstab in Verbindung mit dem Kleinklima in der Stadt kümmert“, erinnert Cramer an Streitthemen der vergangenen Monate. „Bei all den Diskussionen geht es um Verdichtung unserer bebauten Umwelt, mit der Folge von weniger klimaschützendem Grün, was auch die Lebensqualität in Innenhöfen oder Gärten senkt.“
Die KAL als Teil der KULT-Fraktion kümmere sich um viele kommunalpolitische Arbeitsfelder auf dem Weg zur klimafreundlichen Kommune. Daher setze sich KULT beispielsweise seit Jahren massiv für eine Erneuerung der städtischen Fahrzeugflotte ein. Ziel: geringerer Energieverbrauch und weniger CO2-Ausstoß, weniger Dieselfahrzeuge, mehr Erdgas- und Elektromobilität sowie mehr Fahrräder – auch in der Verwaltung. Dazu komme für alle Einwohner der Region der Ausbau des ÖPNV und des Radverkehrs, einschließlich Restriktionen für den Autoverkehr.
Die KAL sieht zudem die lokalen Geschäfte in der Pflicht, die inzwischen immer mehr auf Wegwerf-Verpackung statt auf Mehrweg oder auf ganz verpackungsfrei setzten. Einige Demonstranten mussten das am Friday for Future negativ erleben. Der Fächerbecher für den Kaffee zum Mitnehmen sei ein guter Anfang. Es müssten allerdings weitere Taten folgen, um die Einweg-Flut einzudämmen.
Die KAL will daher im kommenden Wahlkampf Vorbild sein. Sie druckt erneut ihre Plakate ausschließlich auf Umweltpapier. Die Aktiven kleben die Plakate ausschließlich auf Plakatständer aus Holz und nicht auf Wegwerfträger aus Styropor und Pappe. Die KAL-Plakatständer sind seit Jahrzehnten im Mehrweg-Einsatz.
Einige Mitglieder der KAL stehen den Jugendlichen auch in der „Parents for future“- Bewegung zur Seite. „Wenn viele Menschen kleine Anstrengungen unternehmen, bewegt sich mehr, als wenn man darauf wartet, dass die Politik plötzlich mit der ‚einen perfekten‘ Lösung daherkommt“, sagt dazu Hannes Ludwig. Und wenn in jeder Stadt die Kommunalpolitik bei sich selbst anfange, statt auf andere zu zeigen, würde sich beim Bewusstsein der Einwohnerinnen und bei den Entscheidern Wesentliches verändern.