Warum die Messe Karlsruhe (bzw. die KMK) alleine keine Chance hat
Die Überschrift ist zugegebenermaßen etwas reißerisch. Denn natürlich könnte man das Schiff "Karlsruher Messe und Kongress GmbH" (KMK) so weiterfahren lassen: mühevoll neue Messethemen aufpäppelnd; kein Geld zum Abwerben von anderen – aber immer Angst vor den Abwerbern anderer Messeplätze; ohne Ressourcen, Messen im Ausland zu organisieren; und vor allem mit 12 bis 14 Millionen Verlust pro Jahr, egal wie sehr sich die Mannschaft anstrengt.
Das mit dem nachhaltigen Verlust liegt an der Konstruktion der KMK und der "Neuen Messe". Wer die Vollkosten inkl. Abschreibungen einspielen muss und zudem nur ein mittelgroßer Mitspieler im Reigen der Messegesellschaften ist (obere Klasse Regionalmesse), der steckt zwischen Scylla und Charybdis: Unten zoppeln die kleinen spezialisierten, oben die großen Messegesellschaften inkl. Stuttgart, die ihre Überkapazitäten an Flächen füllen müssen. Deutschland einig Messeland – zu viele Kommunen haben Milliarden Euro in Infrastruktur verwandelt und müssen die jetzt füllen.
Das war aber alles schon bei der Entscheidung klar, weg vom Festplatz und aufs Forchheimer Land zu gehen. Daran ändern auch die 3. Studie, das 5. Gutachten oder der 10. neue Businessplan nichts. Die bringen ohnehin nur Verwirrung. Das mit den gut verdienenden Gutachtern ist wie beim Arzt: Gehst Du mit Deinem Symptom zu drei Ärzten, dann erntest du vier Diagnosen. Das hilft nicht wirklich weiter.
Es ist zwar nicht beliebt, wenn jemand recht behält und das auch noch sagt. Aber die KAL hatte damals vor dem Gang nach Forchheim absolut recht: Nur wenn sich das Land an der Messe beteiligt und einen entsprechenden Anteil zu den Investitionen beiträgt sowie operativ das Risiko mit der Stadt Karlsruhe teilt, ist der Verlust verkraftbar. Deshalb damals unser Brief an den Min.präs. Erwin Teufel mit der Aufforderung, die – damals stockenden – Messepläne auf den Fildern zu überdenken und lieber in bester Verkehrslage, auf landeseigenem (!) Grund die Landesmesse bei Karlsruhe zu errichten. Politische Unterstützung fanden wir damals leider keine, weder in S noch in KA. Deshalb damals unser NEIN zur Messeverlagerung. Das Ergebnis zweier paralleler Planungen ist heute in Beton sowohl an der Autobahn A8 wie an der B36 zu betrachten: schöne neue Architektur mit teurer Zweckbestimmung.
Natürlich trägt die Messe Karlsruhe wie jede Messe zur wirtschaftlichen Prosperität einer Region bei. Man nennt das dann "Umwegrentabilität". Aber letztlich muss man sich immer die Frage stellen: Hätte eine andere Wirtschaftfördermaßnahme fürs gleiche Geld (150 Millionen Euro Invest plus jährliche Verlustabdeckung) nicht mehr Effekt gebracht?
Es gibt zur Begrenzung des Verlusts zwei Wege: kleiner werden oder größer.
Kleiner werden: Da stehen aber halt schon vier wunderschöne und auch von den Messebeschickern geschätzte Hallen plus ein Vorbau mit Signalwirkung und allem Komfort in Rheinstettener Erde.
Größer werden: Das geht nicht allein aus eigener Kraft.
Und deshalb sollte es jetzt heißen: zurück auf Anfang. Zurück zur Landesmesse – nicht nur eine in S, sondern auch in KA und auch in FN. Kooperation statt Kannibalismus. Eine solche Landesmesse Baden-Württemberg könnte mit den Großen der Branche mithalten, Verwaltungskosten teilen, gemeinsam akquirieren, Messethemen entwickeln und dann je nach Zukunftsaussicht auf die unterschiedlich großen Plätze verteilen. Ohne Kooperation droht irgendwann eine zusätzliche "art Stuttgart" oder eine "Resale Friedrichshafen".
Wer an den Steuerzahler denkt, kommt an einer Kooperation bis hin zur Fusion nicht vorbei. Denn den Beton auf den Fildern und den auf der südlichen Hardt haben wir alle mitfinanziert.