Sonnengrün oder Betonmauer?

Veröffentlicht von

“Quartier Sonnengrün” entlang der Herrenalber Straße – das klingt doch reizvoll? Gegen eine Erweiterung der Gartenstadt um Häuser für ältere Genossenschaftsmitglieder, gar für betreutes Wohnen geeignet, spricht ebenfalls nichts. In die durch Umzug freiwerdenden Wohnungen könnten dann wieder junge Familien einziehen – auch positiv. Ob das dann so klappt angesichts der zu erwartenden Mietpreise in den neuen Häusern, steht wieder auf einem anderen Blatt. Eine Frage muss jedoch natürlich immer gestellt und vor einer Zustimmung beantwortet werden: Wie fügt sich eine solche Erweiterung in das Bestehende ein und was für Nach- oder Vorteile haben die Anlieger?

 Vor rund zwei Jahren kam die Stadtverwaltung mit einem Wunsch der Genossenschaft auf einen Vorhabenbezogenen Bebaungsplan für die Gärten entlang der Herrenalber Straße auf den Gemeinderat (Planungsausschuss) zu. Ich hatte da gleich kein gutes Gefühl. Der Stadteingang und das Bau-Ensemble “Gartenstadt” sind doch sehr sensibel. Und die Rüppurrer/innen schätzen die offene Situation dort (was sie nicht schätzen, ist der Lärm von der Herrenalber Straße).

Von Anfang an, schon vor der ersten Behandlung des Themas in städtischen Gremien, wurde allerdings kolportiert, dass die Genossenschaft das Grundstück für teuer Geld vom Land Ba-Wü habe kaufen müssen (Erwerb von Erbpacht-Gelände). Ergo müsse sie  jetzt bauen, um den Grundstückserwerb zu refinanzieren. Ergo und weil auch aus dem Kreis der Bürger zuerst kein Aufschrei kam, hat die Karlsruher Liste ihre Bedenken erst mal zurückgestellt und einer Mehrfachbeauftragung für einen Entwurf eines Bebauungsplans zugestimmt. Inzwischen kam aber ans Licht: Die Gartenstadt-Genossenschaft muss das Areal gar nicht kaufen! Wenn sie es kauft, dann nur zu einem der Nutzung angemessenen Preis! Garten oder Häuser machen da einen Riesen-Unterschied. Und die Genossenschaft kann das Gelände sogar an den bisherigen Eigentümer zurückgeben!
 
Als die Pläne auf dem Tisch lagen, war uns gleich klar: Das wird Ärger geben. Erstens wegen der (Lärmschutz-)Mauer entlang der Gehwegkante, über sechs Meter hoch. Die Architekten haben an deren Gestalt dann zwar noch herumgebosselt, aber so ein fast 200 Meter langes Ding mit dieser Höhe ist einfach zu massiv. Und die Häuser dahinter ragen ja noch höher. 

Zweites Problem, das bis heute nicht akzeptabel geregelt ist: die Erschließung. Denn eine Belieferung über den total schmalen und heute schon zugeparkten Heckenweg, ohne eigene Anlieferstraße, sowie eine Tiefgaragenausfahrt dort, knapp vor der Diakonissenstraße  sind eine harte Belastung für alle Anlieger und die sonstigen Nutzer dieser Straßen.

Drittens: Der B-Plan hätte Folgen. Zum einen würde die “Lärmschutzwand” den Lärm nach Alt-Rüppurr reflektieren. Da wird es dann noch lauter als heute schon aufgrund der 60-km/h-Erlaubnis. Zum anderen wird dann einer gleichartigen Bebauung auf der Westseite der Herrenalber Straße Tür und Tor geöffnet (Bauen in dritter Reihe).

Schließlich verstehen viele Bürger nicht, wieso eine Dachform “Pult- oder Flachdach” mit dem Ensemble Gartenstadt (alles Walmdach) verträglich ist. Das haben Normalmenschen schon bei den Neubauten in der Offizierssiedlung in der Nordstadt nicht verstanden. Aber das ist Sache der Denkmalschützer. Da mischt sich die KAL nicht ein.

Die Prophezeiuung “Das wird Ärger geben” ist eingetreten. Nicht nur wegen der Initiative der Anlieger gegen die Bebauung.  Mittlerweile werden Unterschriften gesammelt und die Bürgergemeinschaft Rüppurr hat sich ebenfalls gegen die Bebauung in der jetzt geplanten Form positioniert.
 
Fazit: So sollte eine Verwaltung nicht mit den Bürgern umgehen. Es gibt für Bauwillige kein Anrecht auf einen Bebauungsplan. Das ist immer Abwägungssache des Gemeinderats. Ohne die Zustimmung der Rüppurrer Bürger, festgestellt in einer echten Bürgerbeteiligung, nicht nur einer formalisierten Abfrage im Rahmen des Verfahrens, kann die Karlsruher Liste einer solchen Veränderung des Stadtbilds nicht zustimmen. Hinweis: Am 30. März ist dieser B-Plan Thema im Gemeinderat!

Beitrag teilen: