Die Karlsruher Liste trauert um Ernst-August Ohlenbusch

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Geb.  19. März 1949, gest. 22.07.2015

Zum Jahreswechsel war Ernst zum letzten Mal unter uns. Wir saßen zum traditionellen Jahresbeginn in der Walhalla und wussten bereits um Ernsts Krankheit. Er tauchte plötzlich auf, unangekündigt.  Ich denke der  Empfang wird ihm gefallen haben, wir waren alle sehr bewegt und froh ihn unter uns zu wissen. Es waren intensive Gespräche und Ernst war voller Hoffnung!
Das war das letzte Mal, dass wir ihn sahen.

Das erste Mal, dass Ernst unter uns war, war Mitte der 90er Jahre. Er kam über Lüppo, den er unterstützen wollte, zur Karlsruher Liste. Sein Interesse galt zunächst vor allem der Schulpolitik.

Mit einem Mal hatte die aus dem alternativen Milieu stammende KAL einen „linken Flügel“. Er erweiterte unser Spektrum und war so eine Bereicherung für die Karlsruher Liste.

Die Leitschnur seiner Gedanken war ein extrem ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, er hat immer darauf geachtet, dass bei unserer Politik niemand hinten runterfällt, niemand vergessen wird.  Dabei hat er Standpunkte vertreten, die nicht immer  Konsens waren bei uns, die aber zum Nachdenken und zur Diskussion angeregt haben.

Das war unbequem, oft anstrengend, ja manchmal sogar lästig aber notwendig. Selbst wenn er uns nicht überzeugt hatte, so führte es zumindest dazu, dass wir den Standpunkt der KAL vertieft und detaillierter begründet hatten.

Seine Spezialität war dabei ein gewisser Verzögerungseffekt. Wir sind im Tagesgeschäft oft schnell, vielleicht unscharf und ungenau über Themen hinweg und weiter zum nächsten. Und dann, vielleicht 10 Minuten später, platzte Ernst mit denkwürdigen Einwänden zum längst abgeschlossen Thema in die Runde. Es waren Nachdenkenswürdige Einwände und wir mussten  die Themen neu beleuchten. So hat Ernst zur „Qualitätssicherung“  der Karlsruher Liste beigetragen.

Wenn er mit seiner Auffassung nicht alle überzeugen konnte, so hat er immer das Konsensprinzip respektiert und die gefundene Meinung der KAL loyal mitgetragen.

Ernst wollte politisch aufklären, hat darunter gelitten wenn er nicht verstanden wurde und hat dennoch den Weg nach draußen gesucht wo es mitunter auch wehtun kann.

So war er der Vertreter der Karlsruher Liste in der Initiative „Hände weg vom Festplatz“. Und auch an Wahlkampfständen war er ständig in Diskussion mit potentiellen Wählerinnen und Wählern.

Als international denkender Mensch hat er den Förderkreis für Van unterstützt und an einer Reise ins ostanatolische  Van teilgenommen.

Von dieser Reise wurde eine schöne Anekdote berichtet:
Ernst hat offensichtlich jede Ritterburg die ihm unter die Füße kam bestiegen, selbst bei 40°C im Schatten. Und wenn es nicht anders ging dann zur Not auch auf allen Vieren, Hauptsache er kam oben an.

Diese grundlegende Neugierde für Alles, die Ernst auszeichnete, wurde besonders bei dieser Reise nach Van deutlich.

Und ein weiteres Detail:
Wenn wir nochmal unsere Gespräche mit Ernst Revue passieren lassen. Waren da nicht oft sehr überraschende Zitate dabei?

Seine links-humanistischen Überzeugungen spickte er gerne mit einem Zitatenpotpouree irgendwo aus der abendländischen Menschheitsgeschichte; Mal Homer, mal Heine mal Liedtexte von The Who.

Für uns waren das immer sehr überraschende Momente, denn die – immer sehr rhythmisch vorgetragenen –  Zitate beleuchteten das Gesagte mal im krassen Gegenlicht, mal unerwartet schräg von der Seite.

Von solchen überraschenden Momenten lebt die Karlsruher Liste, das wird fehlen!

Ernst-August, ein Linker mit einer großer Portion Humor, ein herrlicher Chaot –  war/ ist ganz einer von uns!

31.07.2015
Karlsruher Liste

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