Prostitution wird gerne als das „älteste Gewerbe der Welt“ bezeichnet. Diese beschönigende Bezeichnung verkennt jedoch die unmenschlichen Umstände, unter denen die Sexarbeiter:innen dieser Arbeit nachgehen. Vor allem Straßenprostitution ist von Gewalt und Ausbeutung geprägt. Die Prostituierten arbeiten weitgehend ohne Schutz und Rückzugsmöglichkeiten. Der von unserer Fraktion gestellte Antrag soll die Arbeitsbedingungen auf dem Straßenstrich nach den Vorstellungen der Frauen sicherer machen, beispielsweise durch so genannte Verrichtungsnischen, aber vor allem durch sichere Rückzugsräume für die dort arbeitenden Frauen.
Es gab viele Reaktionen auf unseren Antrag. Ein wichtiges Signal! Häufig beziehen sich die Positionen auf das „nordische Modell“. Dieses kriminalisiert nicht die Sexarbeiter:innen, sondern die Freier. Ein Ansatz, den wir unterstützen. Es liegt allerdings nicht in den Händen der Kommunalpolitik, eine solche Gesetzesänderung zu erwirken. Das ist Aufgabe des Bundetags. Kommunalpolitik kann aber die lokalen Gegebenheiten ändern.
Es gibt den Ausspruch von der Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann, vom Mut, Dinge zu ändern, die man ändern kann und von der Weisheit, eines vom anderen zu unterscheiden. Wir fordern den Mut, die Sicherheit für die Prostituierten auf dem Straßenstrich zu erhöhen, den Mut, sich beim Gesetzgeber für den Schutz von Prostituierten einzusetzen und die Weisheit zu erkennen, dass wir die Bundesgesetzgebung als gegebenen Fakt anerkennen müssen, aber als Kommunalpolitiker konkret etwas für mehr Sicherheit tun können – zum Schutz der Frauen!
Michael Haug
Stimmen aus dem Gemeinderat, 10.Oktober 2022