Plädoyer für ein klares Plätzekonzept

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<ebi> In Karlsruhe muss man Stadtgestaltung nicht neu erfinden: Attraktive Stadtplätze haben überall in der Welt ihr eigenes Gesicht. Das gilt in Italien wie in New York oder in Freiburg. Die schönsten Plätze haben immer ein eindeutiges Profil: Sie sind eher ruhig oder eher wuselig, sind grün oder aus Stein, haben das Thema “Kunst” oder das Thema “Markt”. Sind ENTWEDER Festplatz ODER Platz der Entspannung. So sollten auch die Karlsruher Plätze sein, sie sollten ein klares Profil haben: der Ludwigs- wie der Lidellplatz, der Markt- wie der Festplatz – und auch der Friedrichsplatz.

Das sah in der Vergangenheit mal der ganze Karlsruher Gemeinderat so, zumindest die große Mehrheit. Für den Marktplatz wurde das Thema „Feste und Märkte“ bestimmt (logisch, bei dem Namen), für den Friedrichplatz das Thema „Entspannung in der City“. Entsprechend sollte dieses Carrée mit Bäumen und Büschen, mit Rasen, Brunnen und Sitzbänken nur in untergeordnetem Maße mit Festivitäten belegt werden. Doch jetzt herrscht die Kombilösung. Nichts gilt mehr. Das Plätzekonzept wird wohl ad acta gelegt.

Hintergrund: Jahrelang hat sich die Stadtverwaltung vor dem Problem gedrückt, was passiert, wenn der Marktplatz wegen der Baustelle als Platz für Veranstaltungen ausfällt. Jetzt „muss“, jetzt soll alles ganz schnell gehen. Weil der Friedrichsplatz am nächsten liegt, soll das meiste dorthin. Insgeheim haben wohl auch so manche aus Ämtern, Beschickerkreisen und Festwirten genau so geplant: Warten bis zum Tag X, dann müssen die Stadtplaner und langfristig denkenden Stadträt(inn)e(n) zurückstehen. Statt Rasen und Blumen wird dann wahrscheinlich bald Asphalt für Jahre den Platz belegen. Denn auf wintermatschigem Gras kann kein Christkindlesmarkt stehen. Die Erbprinzenstraße wird zudem ihre Funktion für die Radler verlieren, hier die Innenstadt durchqueren zu können. In der Fußgängerzone dürfen sie vernünftiger weise nur nachts fahren – wo dann tagsüber, wenn die Cityroute versperrt ist?

Wir von der KAL-Fraktion wollen diese Zukunft für den Friedrichsplatz nicht. Im Plätzekonzept ist er als der ruhige Ort vorgesehen. So wie er ja auch bisher genutzt wird: mit gut genutzten Parkbänken, mit freiem Blick zum Naturkundemuseum für alle Nutzer, mit Fahrradstraße. Ein sonniges Café an den Arkaden auf der Nordseite des Platzes wäre aus Sicht der Karlsruher Liste das Tüpfelchen auf dem i.

Wenn dagegen manche Journalisten meinen, der Friedrichsplatz sei für Christkindlesmarkt und Brigandefeschd super und der Platz sei gar keine ruhige Oase, weil dort auch Punker rumhängen – die Bürger(innen) sehen das anders. Siehe die Realität rund um den Brunnen oder das lässige Flanieren entlang der Erbprinzenstraße, vom ECE über die Badische Landesbibliothek zur Postgalerie.

Da ging die BNN-Umfrage vor ein paar Tagen glatt nach hinten los: Klarer Sieg für Christkindlesmarkt zwischen Zirkel und Schloss. Wir von der Karlsruher Liste hatten nichts anderes erwartet und entsprechend im März einen Antrag gestellt. Wenn das wegen (noch) fehlender Infrastruktur 2013 nicht möglich ist, bietet sich der Stephanplatz an, eventuell kombiniert mit anderen Flächen. Bei Platznot könnte die „Eiszeit” wieder auf den Friedrichsplatz kommen. Und vors Schloss muss ohnehin Infrastruktur! Der Stadtgeburtstag 2015 soll genau hier mit einem Riesen-Fest eröffnet werden – wie denn, ohne Frisch-/Abwasser und Strom? Die Bierbörse findet übrigens schon seit Jahren vor dem Schloss statt. Und sie ist bestens besucht.

Wir plädieren dafür, das vor Jahren wohldurchdachte Plätzekonzept einzuhalten – auch und gerade in Baustellenzeiten. Denn der öffentliche Raum ist das wertvollste Gut einer City, die allen Bedürfnissen entspricht: für Shopping, Bummeln, Essen gehen, Geschäfte erledigen, Relaxen, Feiern und Wohnen. Und wenn manche Schausteller, insbesondere solche, die Essen und Trinken verkaufen, die zentrale Innenstadt bevorzugen (was dann wieder BNN und Wochenblatt als Meinung der Mehrheit der Beschicker verbreiten), dann sagt das wenig: Glühwein und Bratwurst verkaufen sich überall gut. Das Flair vor dem Schloss – siehe übrigens auch in Stuttgart – wäre für die Kunsthandwerker sicher toll. Der Köder muss doch dem Fisch (Käufer) schmecken und nicht dem Angler (Verkäufer).

Jetzt kommt das Thema in den „Ausschuss für öffentliche Einrichtungen“. Ich bin gespannt.

 

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