Vor 30 Jahren hat Thomas Belschner zusammen mit anderen die Karlsruher Liste „erdacht“ und gegründet. Zehn Jahre war er der Vorsitzende unserer kommunalen Wählervereinigung und ab 1994 Geschäftsführer.
Er war doch immer da, hat gestaltet, begleitet, kritisiert, ermutigt. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Büroleben Anfang 2011 hatte Thomas als Berater eine wichtige Funktion für die KAL. Seit dem 27.05.2013 schweigt seine Stimme, seinen letzten bissigen Kommentar zu unserem KAL-Fraktions-Alltag hat er am Tag zuvor abgegeben.
Drei Jahrzehnte hat er mit uns für die Karlsruher Liste gedacht, geplant und gearbeitet. Thomas hat mit anderen zusammen eine Form gesucht, politisch zu arbeiten, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Daraus ist die KAL entstanden, mit ihrem Konsensprinzip, mit ihrer Verortung im Kommunalen, mit ihrem Blick auf kleine Gruppen und große Stadteingänge.
Die Karlsruher Liste ist sein Lebenskunstwerk, wie er es genannt hat. Vor zwei Jahren hat er die Geschäftsführung in die Hände von Sonja Döring gelegt. Im Hintergrund und manchmal auch ganz persönlich hat Thomas weiterhin mitgedacht und genau beobachtet. Seine Kommentare sind bissiger geworden, manchmal ungeduldig und manchmal sehr kritisch. Aber immer im Interesse unserer Sache. In unserer Sache – das war die Triebfeder seines Denkens und Handelns. Als Geschäftsführer hat Thomas sich ganz auf zwei Seiten der Kommunalpolitik konzentriert: auf einen reibungslosen und gut durchorganisierten Ablauf der Geschäfte und auf die Einhaltung unserer politischen Prinzipien.
Ties und Tius – das gehörte zu seinen Lieblingsvokabeln: Ties – Termin in eigener Sache und Tius – Termin in unserer Sache. Als Geschäftsführer wollte er immer wissen, wo wir sind, wenn wir nicht am Plenum teilnehmen konnten, hat sich für jede und jeden von uns interessiert – und sein Interesse bezog die Sorge um das persönliche Wohl der Plenumsmitglieder mit ein.
Auch wenn seine Lust an Abkürzungen uns manchmal zur Verzweiflung gebracht hat – wer weiß auf Anhieb, was LCo.V. heißt? -, die Organisation der Termine, Unterlagen und des KAL-Archivs waren ihm wichtiger als manche Anforderung, die von außen auf die Geschäftsstelle zukam.
Unser gemeinsames Ziel einer eigenen Form von Kommunalpolitik, frei von Parteistrukturen, hat Thomas immer beschäftigt. In diesem Sinne war er bis zuletzt unser aller Lehrer und Vorbild.
Viele Facetten seines Wesens und seiner Wirkung sind in der Trauerrede, die Margot Döring und Michael Haug am 03.Juni in der großen Kapelle auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe gehalten haben, aufgeführt: der Kopfmensch, Mentor und Mutmacher, der die persönlichen Stärken jedes und jeder Einzelnen für die KAL nutzte; der „Bewahrer der Ideale der Karlsruher Liste“, der taktisch klug handelte, manchmal auch durch Nicht-Handeln politisch klug agierte. Politik als Philosophie, als Lebenskunst sehen, das war seine Stärke. Thomas war immer die „lange Linie“ wichtig, weniger das Tagesgeschäft. Er war ein Vorbild für intelligente Gesprächsführung, zukunftsorientierte konstruktive Politik der Vernunft, derjenige, der in aller Seelenruhe eine heftige Diskussion über einen längeren Zeitraum verfolgte, um diese dann mit zwei kurzen pragmatischen Bemerkungen überflüssig zu machen. Thomas war ein Freigeist, ein Liberaler im besten Sinne; sein Feedback, seine Kommentare und Ansichten halfen, eigene Standorte zu festigen. Seine Fähigkeit, einen neuen Blick auf eine Sache zu werfen, nicht bei einem einmal gefassten Urteil zu bleiben, hat viele neue Möglichkeiten eröffnet; und sein überschauender Blick auf das Ganze mit dem Menschen im Mittelpunkt hat uns vor manchem Unsinn bewahrt.
Für alle, die zu Beginn, die ganze Zeit oder erst seit kurzem zur Karlsruher Liste gehören, war Thomas Belschner ein wichtiger Bestandteil. Manchmal widerwillig akzeptiert, aber von allen als das Herz der KAL erkannt. Nun liegt es an uns, die von ihm geforderte Klarheit im Denken und die Besonnenheit im Handeln fortzuführen.