Wir wünschen uns, dass die Karlsruhe.App ein Erfolg wird. Wir hielten allerdings den Start für zu früh und waren mit dem damals vorliegenden Angebot nicht zufrieden.
Die Fortschritte der App bei Leistungsumfang, Nutzbarkeit und Attraktivität dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch viele Fragen offen sind.
Wirklich interessant wird die App erst, wenn Bürger-Verwaltungs-Prozesse – wie Personalausweis, Mülltonnen beantragen, Rechnungen bei der Stadt bezahlen, Parkschein ziehen, KVV-Ticket kaufen …….. – medienbruchfrei per einer App funktionieren.
Erst dann können wir von einer digitalen Daseinsvorsorge sprechen.
Bisher fehlen dazu noch die „Dienste“. Allein mit den Channels bietet die App keinen Mehrwert; das Alleinstellungsmerkmal fehlt.
Zu den Usern: Die reine Anzahl der User ist nur einer von vielen Aspekten. Uns würde zum Beispiel interessieren, wie die App genutzt wird.
Was ist aus der vorgesehenen „zentralen Anmeldung“ über die App geworden? Wird das noch weiterverfolgt?
Insgesamt hätten wir gerne konkretere Angaben. Zum Beispiel, wenn Sie in Bezug auf die „Entgelte“ schreiben: „Es bleibt abzuwarten, wie sich die Anbieter verhalten, sobald die Entgeltpflicht eintritt.“
Da drängt sich uns die Frage auf:
Gibt es eine Marktstudie?
Welcher konkrete Preis würde sich realisieren lassen?
Wir sehen das derzeitige Bezahlmodell als hochproblematisch an. Wir befürchten eine Verhinderung von Inhalten:
- Finanzschwache Anbieter, z.B. aus der open-Community, werden total abgeschreckt
- prinzipiell finanzkräftige Anbieter, selbst aus dem Konzern Stadt, halten sich nachgewiesenermaßen zurück mit dem Argument: “Erst, wenn die User-Zahlen ein wirtschaftliches Arbeiten erlauben, biete ich einen Channel oder ein Add-in an. Sonst muss ich mich vor meinen Stakeholdern rechtfertigen.”
So ein Projekt muss geschätzt zwei Jahre kostenfrei laufen, bis die Angebote sich lohnen.
Michael Haug, 15. November 2022