Bahnhofsplatz – erst genau schauen, dann meckern oder loben

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Ich zitiere aus dem ka-news-Forum "Erstmal ist der barrierefreie Ausbau zu begrüßen. Damit dürften alle Vorteile haben, neben Rollstuhlfahrer, Kinderwagenschieber und gehbehinderten Menschen kommen auch Reisende mit Rollkoffern schneller voran. Und das führt wiederum dazu, dass die Fahrgäste die Bahn schneller verlassen können und die Bahn schneller wieder weiterfahren kann. Also für alle ein Vorteil."

Barrierefreier Ausbau ist übrigens gesetzliche Vorgabe und kein Spleen von planwütigen Straßenbahnern oder Städtebauern. Aber manche Leserbriefschreiber meckern ja lieber erst mal ("warum denn schon wieder für viel Geld umbauen?"), bevor man sich die Mühe macht, sich zu infomieren.

Das mit den Bahnsteigen stand in der Ausschreibung, war Vorgabe: außen 55 cm, innen 34 cm (==> Mittelbahnsteige mit leichtem Gefälle). Damit nach dem Nach-und-Nach-Ersatz der S1-Gleichstromwagen durch Mittelflurwagen ein barrierefreier Zugang zu Stadtbahn- und zu Niederflurwagen möglich wird.

Thema Funktion des Platzes:
Übergang von Bundesbahn zu Straba und Bussen (zukünftig in der Viktor-Gollanc-Straße mit eigenen Buskaps) – das ist das wichtigste. Die Fußgängerbeziehungen in alle Richtungen über den Platz sowie die Radlerzufahrt (zur Radstation) müssen funktionieren. Anfahrbarkeit der Hbf-Vorderseite für Taxis und Pkw  – Kiss & Rail ;-)). Siegerentwürfe erfüllen all das. Hauptanlieferung von Passagieren und Gepäck per Auto läuft ohnehin über Südseite des Hbf (schon heute).

Thema Dach:
Ein Dach über dem ganzen Platz sieht nicht nur grauslich aus, weil zu hoch (muss ja über die Oberleitungen) und zu wuchtig gegenüber der Randbebauung. Nein, es wäre auch ein äußerst zugiger Ort, am Rand würde man bei Regen und starkem Wind nass. Denn Wände kann man nicht einziehen und Scheunentore an den Gleisen halt auch nicht. Deshalb die Überdachung der Bahnsteige (möglichst großzügig, damit auch alle drunterpassen) bei den Siegerentwürfen.

Thema Material:
Der erste Preis schlägt gelblichen Granit vor. Finde ich gut: schwarz oder dunkel (Basalt) heizt zu stark auf. Weiß oder sehr hell (so wie jetzt) schmerzt bei starker Sonne in den Augen. Und Granit ist ein geiler Werkstoff – siehe viele italienische (und sonstwo) Piazze. Der zweite Preis will ein Schachbrettmuster aus Granit und Basalt.

Thema Bäume:
Entgegen der in vielen Leserbriefen geäußerten Vermutung würden beim 1. Preis netto sogar mehr Bäume gepflanzt (doppelte Baumpakete auf Südwest- und Südostseite vor Bahnhof). Nur zwei Einzelbäume auf Nordseite sollen entfallen. Der zweite Preis fällt mehr Bäume, ließe aber die zwei Einzelbäume auf der Nordseite stehen. Diskutiert wird auch, vor jedem Hotel einen von vielen Bäumen wegzunehmen, damit man die Fassaden wieder sieht.

Thema Schatten:
Für Wartende am Bahnsteig ist ein volltransparentes Dach (erster Preis) im Sommer ein Problem. Der zweite Preis schlägt ein (leicht farbiges) transluzentes Dach vor. Mal sehen, was sich die Planer in der Weiterbearbeitung noch einfallen lassen. Für den Schatten bei der Außenbewirtung vor den Zoo-Arkaden bieten sich schöne (!) + einheitliche Sonnenschirme an.

Thema freie Platzfläche:
Da wo jetzt (noch) die Hajek-Plastik steht, lässt sich mit dem 1. Preis etwas machen. Ich stelle mir zum Beispiel eine große Fläche mit Wassersäulen vor, die bodeneben 1 Meter hoch herausspritzen. Eine Fontäne geht übrigens wegen der Oberleitung nicht. Vorteil der Idee: Das verdunstende Wasser kühlt die Luft auf dem Platz. Und so eine bodenebene Lösung behindert Fußgänger nicht, die dazwischen durchspazieren können.

Letzter Hinweis:
Schaut Euch mal die Poststraße im ersten Preis an – das wird eine Allee. Fände ich gut.

Infos zu dem Wettbewerb und zu den Entwürfen: Pläne sind zu sehen unter http://www.competitionline.de/3013905/.

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