Antwortschreiben von OB Mentrup an die KAL:
Sehr geehrte Frau Döring, sehr geehrter Herr Stadtrat Cramer, sehr geehrter Herr Stadtrat Haug,
gerne möchte ich Ihnen hiermit auf Ihr Schreiben vom 25. Januar 2022 antworten, in dem Sie auf mehrere aktuelle Vertriebsthemen des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) und deren kritische Wahrnehmung durch einen Teil der Bürgerschaft Bezug nehmen.
Da Sie in Ihrem Schreiben ganz grundsätzlich betonen, dass Sie für mehrere Nutzergruppen des ÖPNV von einer gravierenden Benachteiligung durch die neuen Vertriebsregelungen ausgehen, möchte ich Ihnen vor allem auf diesen Vorwurf gerne direkt antworten. Bitte sehen Sie es mir nach, dass ich mich aufgrund der großen Zahl der von Ihnen genannten Kritikpunkte in diesem Antwortschreiben auf wesentliche Aussagen beschränke.
1.) Vorwurf der vermeintlichen „Ausgrenzung” von Nutzergruppen ist unzutreffend: Nach Ihrer Einschätzung handle es sich beim Vorgehen des KVV „um die Ausgrenzung ganzer Nutzergruppen des öffentlichen Nahverkehrs”. Diesen pauschalen Vorwurf muss ich als Aufsichtsratsvorsitzender des KW klar zurückweisen, denn er trifft nicht zu. Die KVV-Geschäftsleitung, sämtliche Mitglieder des Aufsichtsrats und ich selbst als Vorsitzender des Aufsichtsrats treffen sämtliche Entscheidungen, die unseren Nahverkehr betreffen, immer mit Blick auf das Wohl der Fahrgäste. Dieses Wohl ist selbstverständlich unsere oberste Prämisse – denn es sind unsere Kund*innen, die täglich unser attraktives und erfolgreiches Nahverkehrsmodell nutzen. Sie sprechen von „Ausgrenzung” – es verhält sich jedoch gerade umgekehrt: Der KVV hat seine Vertriebsstrukturen auf den Prüfstand gestellt und in diesem Bereich die Weichen neu gestellt, um den KVV innovativ weiterzuentwickeln und gerade so für sämtliche Nutzer*innen weiterhin ein modernes und gutes Angebot bereitstellen zu können. Hierdurch können neue Kundengruppen erschlossen werden, die ihre Tickets lieber digital erwerben möchten. Wer jedoch, wie gewohnt, sein Ticket in Papierform kaufen will, hat dazu selbstverständlich auch weiterhin an zahlreichen Stellen die Gelegenheit, u.a. an einer Vielzahl an stationären Automaten.
2.) Barrierefreier Zugang zum ÖPNV selbstverständlich zu jeder Zeit gewährleistet:
Sie kritisieren in Ihrem Schreiben zudem konkret, dass die neuen Regelungen gerade jene vermeintlich ausgrenzen würde, die einen möglichst barrierefreien Zugang zum ÖPNV benötigen. Dies ist nicht der Fall. Zudem vertreten Sie die These, dass die Umstellung auf eine App „die soziale Kluft zwischen dem technisch und finanziell passend ausgestatteten Bevölkerungsteil und den Menschen, denen eine passende Ausstattung aus unterschiedlichsten Gründen nicht zugänglich ist”, vertiefe. Auch diese Einschätzung teile ich nicht – und zwar aus folgenden Gründen:
Auch wenn der KVV seine digitalen Angebote für Kund*innen weiter innovativ ausbaut, heißt dies nicht, dass es keine niederschwelligen Ticketangebote für Nutzer*innen ohne Smartphone mehr geben würde. Gerne will ich Ihnen anhand der Tageskarte kurz verdeutlichen, dass es auch weiterhin selbstverständlich für alle Nutzer*innen unseres Nahverkehrsangebots barrierefreie und leicht zu nutzende Vertriebskanäle gibt. So kann jeder Fahrgast – auch nach Abschaffung der 4er-Karte – weiterhin unkompliziert ein nun bereits entwertetes Ticket an unseren stationären Automaten erwerben.
Der KVV hat im Zuge der Umstrukturierung die Tageskarte für unsere Kund*innen nochmals deutlich attraktiver gestaltet, als dies auch schon bisher der Fall war. So wurden die Preise für Tageskarten abgesenkt und die Mitnahmeregelung für Kinder ausgeweitet. Tageskarten können an allen stationären Fahrkartenautomaten, im KVV-Web-Shop, in den Kundenzentren und Vorverkaufsstellen mit einem vorgewählten Geltungstag im Vorverkauf gekauft werden. In den Bahnen der VBK (52, Tram 1 – 8), den Stadtbahnen der S1/S11 und Bussen sind die Tageskarten zum sofortigen Fahrtantritt ebenfalls erhältlich.
Mit Blick auf die unkomplizierte und kundenfreundliche Nutzbarkeit haben wir uns gezielt dafür entschieden, die Fahrkarten am Automaten direkt entwertet auszugeben. Durch diese Option können wir ausschließen, dass jemand bei einer Kontrolle keinen gültigen Fahrschein vorzeigen kann.
3.) Verständnis für Verunsicherung und Kritik / Zusätzliche Schulungen und Anpassungen
Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz erwähnen, dass ich selbstverständlich verstehe, dass grundlegende Neuerungen zuerst einmal Verunsicherung bei vereinzelten Fahrgästen hervorrufen. Wir nehmen diese Kritik von Seiten der Bürgerschaft sehr ernst.
Der KVV wird auf diese Bedürfnisse einzelner Fahrgäste selbstverständlich eingehen und diesen – wie übrigens bereits seit Jahren – nun ein deutlich ausgeweitetes Informations- und Schulungsprogramm anbieten, in dem der Öffentliche Nahverkehr generell, aber auch die Tarif- und Vertriebslandschaft ausführlich erklärt werden.
Neben Veranstaltungen vor Ort, durchgeführt mit einem Info-Bus, finden auch Veranstaltungen beim Karlsruher Verkehrsverbund in der Tullastraße Karlsruhe statt, zu der insbesondere Seniorengruppen aus dem ländlichen Raum mit dem Bus abgeholt und wieder nach Hause gebracht werden. Hier steht der KVV derzeit auch mit dem Kreisseniorenrat des Landkreises Karlsruhe eng in Kontakt, um den Bedarf optimal zu bedienen.
Der KW wird über die genannten Schulungen hinaus zusätzlich noch weitere wirkungsvolle Anpassungen seines Vertriebskonzepts bereits in den kommenden Monaten umsetzen. So soll auch beim neuen digitalen Tarif KVV.luftlinie baldmöglichst eine sogenannte „Best-Price-Garantie” eingeführt werden, bei der immer der günstigste Preis für die einzelne Fahrt berechnet wird. Zudem soll es künftig auch möglich sein, analog zu den Tageskarten auf einen bestimmten Tag vordatierte Einzelfahrkarten im Vorverkauf zu erwerben. Über diese wichtigen weiteren Anpassungen des Vertriebskonzepts wird in Kürze in einer KVV- Aufsichtsratssitzung entschieden.
Sie sehen, wir arbeiten hier kontinuierlich an weiteren Verbesserungen und beziehen sinnvolle kritische Anregungen von Seiten der Bürgerschaft selbstverständlich bei unseren Überlegungen immer mit ein.
Lassen Sie uns zu diesem wichtigen Thema gerne auch weiterhin eng im Gespräch bleiben.
Link und QR-Code zur Petition:
Naja, nach Einlenken liest sich das tatsächlich nur bedingt:
“….analog zu den Tageskarten auf einen bestimmten Tag vordatierte Einzelfahrkarten im Vorverkauf zu erwerben…”
Die Version mit Selbsteintrag wäre schon besser, aber wo gibt es dann die Karten? Wenn man dazu extra zur KVV-Verkaufsstelle muss, ist das nicht barrierefrei. Wie auch die Fahrkartenautomaten, denn die stehen nicht an jedem Bahnsteig. Und wer schon mal in der Bahn versucht hat, eine Karte zu kaufen, da kommt man auch als jüngerer Mensch aus dem Gleichgewicht.
Weil ich keine Bankgeschäfte übers Handy machen möchte, empfinde ich das als Ausgrenzung.
Warten wir es ab! Vielen Dank für Ihre Bemühungen!
OB Mentrup schreibt: “Mit Blick auf die unkomplizierte und kundenfreundliche Nutzbarkeit haben wir uns gezielt dafür entschieden, die Fahrkarten am Automaten direkt entwertet auszugeben. Durch diese Option können wir ausschließen, dass jemand bei einer Kontrolle keinen gültigen Fahrschein vorzeigen kann.”
1. Die Kunden haben inzwischen klar gemacht, dass entwertete Tickets weder unkompliziert noch kundenfreundlich sind! Stempelkarten waren flexibel für alle Kundengrppen handhabbar!
2. Es ist nicht richtig, dass durch die entwerteten Tickets alle Kunden automatisch einen gültigen Fahrtausweis haben. An 80 Haltestellen im VBK-Gebiet stehen keine Automaten und die Fahrgäste müssen sich in der wackligen Bahn einen Fahrschein kaufen, wobei dort nicht alle gängigen Zahlungsmittel wie EC-oder Kreditkarte akzeptiert werden. Mit Stempelkarten hätten die meisten Kunden beim Einstieg gestempelt und damit wären mehr Kunden mit gültigem Ticket in der Bahn als mit der Neuregelung!