In der Altstadt Durlach soll das Torwächterhaus beim Ochsentor fallen /
KAL fordert Stadtplanungsamt auf, frühere Entscheidungen zu beachten
In der Durlacher Altstadt will der Eigentümer das historische Torwächterhaus abreißen – und die Stadt scheint es zu genehmigen. Dieser Teil der früheren Stadtbefestigung ist im Archäologischen Stadtkataster eingetragen und gehört zur unter Denkmalschutz stehenden „Gesamtanlage Altstadt Durlach“. Ende der 80er Jahre genehmigte die Stadt Sanierungsgelder in erheblicher Höhe für das Gebäude in der Ochsentorstraße. „Damals sollte dort ein Parkplatz entstehen – heute will der Eigentümer aus wirtschaftlichen Gründen ein wesentlich größeres Gebäude auf dem Grundstück errichten“, kritisiert Lüppo Cramer, Stadtrat der Karlsruher Liste (KAL), die Planung.
Cramer hat sich sofort an die Leiterin des Stadtplanungsamtes gewandt. Das Amt wollte in den 80ern diesen historisch wichtigen Baustein in der städtebaulichen Situation am nördlichen Zugang zur Durlacher Altstadt ausdrücklich bewahrt sehen. In der Nähe des Torwächterhauses stehen mit dem Gebäude der ehemaligen Fayence und dem Gasthaus „Ochsen“ zwei weitere wichtige Kulturdenkmale und bauhistorische „Zeitzeugen“ Durlachs. „Städtebaulich würde ein größeres Haus anstelle des historischen Torwächterhauses die historische Situation am ehemaligen Stadtgraben verunklaren“, machen Bauhistoriker deutlich, mit denen Cramer in engem Austausch steht. Die Fachleute weisen darauf hin, dass bei Stadtführungen in Durlach der Bereich um das ehemalige Ochsentor mit dem Torwärterhaus ein wichtiges Anlaufziel darstellt.
„Die KAL wird alle Bestrebungen unterstützen, die diesem Frevel in Sachen Denkmalschutz entgegenarbeiten“, sagt Stadtrat Cramer. Den Abbruch des Hauses überhaupt ins Auge zu fassen, zeige einen Paradigmenwechsel in der Stadtverwaltung, meinen die Aktiven der KAL. Stadtgeschichte und Stadtbild würden angesichts der Immobilienlage mit hohen Renditen immer öfter rein wirtschaftlichen Interessen geopfert. „Dieses Denken und Handeln zerstört das Bild unserer Stadt, vernichtet historisch gewachsene Heimat und löscht Orte der städtischen Identität aus“, so Cramer.