Seit einigen Wochen ist klar: Die Wälle des Wildparkstadions sind wegen der darin enthaltenen Altlasten ein enormer Kostenfaktor beim Stadionneubau. „Die Entsorgung war von Anfang an eine Sorge der Kult-Fraktion. Das haben wir schon beim Grundsatzbeschluss 2016 geäußert – ohne Erfolg“, erinnert Stadtrat Lüppo Cramer von der Karlsruher Liste (KAL), Mitglied bei Kult. „Auch davor und danach haben wir immer wieder auf dieses ungeklärte Risiko hingewiesen, in öffentlichen Sitzungen wie in nichtöffentlichen Projektbesprechungen.“
Jetzt fällt dieses Thema den städtischen Planern auf die Füße: Rund 10 Millionen – es können nach Überzeugung der KAL auch mehr werden – sind für die Entsorgung der Wälle aufgerufen. Diese Aufgabe will die Verwaltung außerhalb des Stadionbaubudgets abwickeln. Kritik der KAL: Wenn ein privater Bauträger statt der Stadt die Gesamtmaßnahme „neues Stadion“ stemmen würde, würde sich der Zusatzaufwand durch das Abräumen und Entsorgen der Wälle in der Höhe der Stadionmiete widerspiegeln. Stadtrat Cramer macht deutlich: „Sonst würde ein Privater gar nicht erst bauen!“
Plan der Verwaltung: In seiner kommenden Sitzung soll der Gemeinderat der neuen Kostenaufteilung zustimmen. Denn das Baubudget reicht schon ohne diesen Zusatzaufwand bei weitem nicht hin, wie den Äußerungen von Stadt und KSC in den vergangenen Wochen zu entnehmen war. Derzeit geht es beim Wildpark-Projekt bekanntlich um einige Millionen Euro Mehrkosten zu den bisher genannter 113 Millionen. Und das mittlerweile ohne das VIP-Parkhaus: Dieses sich wirtschaftlich rechnende Gebäude will der KSC selbst errichten.
Über all das will die KAL eine öffentliche Debatte vor der Gemeinderatssitzung. Denn der Verwaltungsvorschlag hat Folgen für den Steuerzahler: An ihm bliebe beim Stadionneubau ein deutlich höherer Betrag hängen: Die KAL erwartet jetzt über 50 Millionen. Doch schon der 2016 genannte Anteil an Steuermitteln für den Stadionneubau, plus die ungesicherte Mietzahlung, führten zu einem „Nein“ der KAL-Stadträte und der meisten anderen Mitglieder der Kult-Fraktion.
KSC-Fans verweisen in diesem Zusammenhang gerne auf Kultureinrichtungen, die die Stadt ja auch finanziere. Die KAL stellt klar: Wenn große Kulturtanker der öffentlichen Hand gehören, Beispiel Staatstheater, dann müssen Stadt oder Land diese bezahlen. Bei privaten Wirtschaftsunternehmen wie einem Profi-Verein sei eine Stadt schon wegen dem Kommunal- und dem EU-Recht zu einer Kostenmiete oder ähnlichem verpflichtet.
Die KAL erwartet von der Stadt: „Sollte die Wallentsorgung aus dem Stadionbaubudget rausfliegen, dann muss der KSC die Zusatzkosten für den Spielbetrieb während des Umbaus bezahlen und sich zudem an denjenigen Infrastrukturkosten beteiligen, die nur wegen des Spielbetriebs anfallen.“ Als da wären: Sicherheitsmaßnahmen, Parkplätze, technische Ausstattung, Verlagerung der Trainingsplätze. Der Aufwand dafür liegt bei deutlich mehr als der Hälfte der Infrastrukturkosten von 28 Millionen Euro – ohne Wallbeseitigung.
KAL-Stadtrat Michael Haug skizziert als Bauingenieur eine Alternative zu dem deutschlandweit wohl pro Zuschauerplatz einmalig teuren Stadionprojekt Wildpark: Die Haupttribüne noch Jahre stehen lassen, kostengünstige Systembau-Tribünen abschnittsweise in Saisonpausen errichten und dabei jeweils Wallabschnitte entsorgen bzw. umlagern. Der KSC könne bei diesem Modell während des Umbaus immer im Stadion spielen. „Die Systembau-Tribünen aus Fertigteilen kann die Stadt ergänzen oder durch architektonisch attraktivere ersetzen, sobald der KSC stabil in den oberen beiden Ligen spielt.“ Einem solchen Modell könnten die KAL-Stadträte zustimmen.
Die Haupttribüne mit den VIP-Räumen und Logen sollte die Stadt erst ersetzen, wenn der KSC mal wieder an der ersten Liga schnuppere. So ein Modell biete nicht nur für den Steuerzahler Vorteile: „Die bisherige Mietkalkulation bindet hohe Mittel beim KSC. Wenn der Umbau einfacher ausfällt und in Teilschritten, dann wird auch die Miete billiger.“ Bei ähnlich hohen Erlösen. Derzeit sei ein Aufstieg ungesichert, von daher könne eine verantwortbare Entscheidung des Gemeinderats ohnehin erst nach Saisonende erfolgen. Haug erinnert an die Aussage von Fußballexperten: „Wenn der KSC nicht sofort wieder aufsteigt, droht wegen der Negativspirale ‚Dritte Liga‘ ein langes Fernbleiben des Vereins von den TV-Einnahmen der Bundesligisten!“ Das städtische Stadionmodell refinanziert sich in diesem Fall wegen der weit geringeren Miete in der dritten Liga nicht: Geschätzt 100 Millionen Euro kämen dann insgesamt vom Steuerzahler.