Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
in den letzten Tagen haben uns folgende Aussagen erreicht:
@ Ich bin für die Beibehaltung, weil es mir insbesondere für jüngere Kinder besser scheint, ihnen einen Papierfahrschein in die Hand zu drücken statt eines Smartphones.
@ …ich meine Kinder ohne Smartphone in die Schule schicken möchte.
@ … meine Tochter 3-4 mal pro Woche alleine mit der Straßenbahn fahren muss.
@ …meine Kinder sonst ohne Handy nicht alleine Bahn fahren können.
@ Es ist auch Schwachsinn, dass man zwar eine App mit Luftlinientarif usw. etabliert, es aber für Minderjährige auf normalem Weg nicht möglich ist, diese auch zu nutzen. Zahlung via App sind nur für volljährige Nutzer möglich.
@ Ich habe eine Tochter, die ist sehr introvertiert und muss einmal in der Woche in nur einer Richtung eine Wabe fahren. Sie ist noch in der Grundschule und kapiert den Automaten nicht, jemanden um Hilfe bitten würde sie niemals.
Bitte führen Sie die Stempelkarten wieder ein und das Kaufen einzelner Karten im Voraus.
@ …weil meine Eltern (87 und 83 aus Waldbronn) während der Fahrt keine Tickets am Automaten in der Straßenbahn lösen können.
@ Meine Mutter wird, wenn sich das nicht ändert, nie wieder alleine Straßenbahn fahren können. Sie hat kein Handy, und wenn sie eines hätte, könnte sie es nicht mehr bedienen. Für uns ist das also wirklich ein Riesenproblem.
@ Weil Rollstuhlfahrer darauf angewiesen sind, solange nicht jede Haltestelle behindertengerecht ist. Gerne biete ich den Politikern eine Fahrt im Rolli an, damit diese es einmal selbst spüren, wie das so ist.
@ Als Behinderter ist es schwer möglich, den Automaten zu bedienen. Man vergisst einfach die Schwachen.
@ Weil ich mit meinem Viererkärtchen in die Bahn steigen, entwerten will und fertig. Dazu brauche ich kein Handy, keine Apps und keine “Schulungen” usw.
@ Es geht um einen niederschwelligen Zugang zu einer Fahrkarte. Dazu hat man sich in diesem Tarifsystem keine Gedanken gemacht. Erschütternd ist, dass man das okay findet. Da werden Menschen ausgegrenzt, die eigentlich den Schutz bräuchten.
@ …weil ich diese Art des Umgangs im KVV mit dem weniger digital aktiven Teils seines Kundenstamms als so kurzsichtig wie Kunden verachtend empfinde. Dass die Veränderungen im KVV sich in erster Linie an gesellschaftliche Mehrheiten wendet, trägt zur Aufspaltung in arm und reich, jung und alt, Familien, Alleinerziehende und Singles bei. Das Gegenteil davon wäre ein Ideal.
Ich bin einigermaßen entsetzt, wie leichtfertig Karlsruhe und der KVV seine gesellschaftlichen Ideale aufgibt…..
@ Erstaunlich, wie wenig sich ein mit Steuergeldern subventioniertes Unternehmen an den Belangen seiner Kunden orientiert.
Herr Oberbürgermeister, soweit die Zitate aus der Bevölkerung.
Rede von Stadtrat Lüppo Cramer zur geplanten Abschaffung der KVV-Stempelkarten