Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleg:innen,
ja, das ist heute eine schwierige Entscheidung.
Und auch meine Fraktion hat sich das nicht leicht gemacht.
Wie heißt es doch so schön in einem bekannten Song: „Das Herz sagt ja, der Kopf sagt nein“?
Auch wir können Excel-Tabellen lesen.
22.6 Mio. Euro sind kein Pappenstiel – auch wenn sie über 2 Doppelhaushalte gestreckt werden.
Und auch wir haben uns gefragt: was hat diese Summe für Auswirkungen auf die Kulturförderung? Auf die Leistungen der Stadt Karlsruhe im Sozialhaushalt, den Schulbau?
Und wie so oft, sind die Antworten komplex.
Kulturförderung und freiwillig Leistungen laufen über den Ergebnishaushalt. Die Finanzierung der World Games über den Finanzhaushalt. Zwei ganz unterschiedliche Teile des Gesamthaushalts der Stadt.
Auch wenn der Gemeinderat die Austragung der World Games ablehnt, werden wir keinen Cent mehr Geld zur Finanzierung der Kulturlandschaft oder für andere freiwillige Leistungen zur Verfügung haben. Werden wir keine Schule mehr als geplant sanieren.
Und dann haben wir uns gefragt, welche Chancen die Ausrichtung der World Games mit sich bringt?
Die World Games sollen ein Fest für die Menschen in Karlsruhe werden.
Wir bekommen die Chance unsere Stadtgesellschaft zu stärken.
Im Zusammenhang mit der Ausrichtung der World Games bietet sich die Möglichkeit, die Kulturszene, Vereine und Schulen einzubinden und zu stärken.
Es bietet sich die Möglichkeit zu zeigen, was Inklusion bedeutet.
Denn Sport ist nicht nur der Kampf um Höchstleistungen und Bestzeiten. Sport ist Gemeinschaft. Sport bietet die Chance, die Leistungen des anderen anzuerkennen – in den jeweils gegebenen Möglichkeiten.
Wir können Menschen für Bewegung zu begeistern und zwar auch im Kopf:
Denn wir haben die Chance eine wirklich inklusive Veranstaltung auszurichten, von Beginn an mitzudenken, dass jeder Mensch Zugang und Teilhabe an diesem Ereignis erhält – weit über eine Rollirampe hinaus.
Die World Games können über Teilhabemöglichkeiten die Identifikation der Karlsruherinnen und Karlsruher mit der eigenen Stadt zu stärken.
Im Herz dieser Stadt, im Herz Europas, in einer Region mit einer starken demokratischen Tradition bietet sich die Chance zu zeigen, dass Menschen aus allen Regionen dieser Welt gemeinsam ein friedliches Sportfest feiern.
Das wir heute derart intensiv, kontrovers und vor allem respektvoll über die Ausrichtung einer Großveranstaltung diskutieren, das unterschiedliche Positionen innerhalb derselben Fraktion zum Ausdruck kommen, zeigt die Stärke demokratischer Prozesse und Werte.
Demokratische Staaten sollten große Sportereignisse nicht den Autokratien dieser Welt überlassen.
Die Mehrwerte für unsere Stadt: Identifikation und gesellschaftlicher Zusammenhalt, Begegnung, Inklusion – All diese Effekte können wir in keiner Exceltabelle darstellen. Aber sie wiegen schwer.
Wir stimmen heute für die Ausrichtung der World Games – unter Finanzierungsvorbehalt.
Das Herz sagt ja – der Kopf jetzt auch.
Vielen Dank.