Verlängerung der Turmbergbahn

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Aus der Zeit gefallene Planung verschwendet Steuermittel bei angespannter Haushaltslage

Modell zeigt deutlich Schwächen auf – Planung führt zu Trennung im Wohngebiet

Die öffentliche Vorstellung des maßstabsgetreuen Modells der Turmbergbahn zeigt nach Ansicht der Karlsruher Liste (KAL) deutlich die Schwächen des Projekts auf. „Die trennende Wirkung der verlängerten Turmbergbahn im Wohngebiet wird durch das Modell erst richtig deutlich“, ist KAL-Stadtrat Lüppo Cramer überzeugt. Auch sei die Barrierefreiheit des Projekts wohl nicht voll durchdacht. Es sei schon auffällig, dass gerade dieser immer so hervorgehobene Punkt beim Bau des Modells noch nicht fertig geworden sei. „Da fragt man sich schon, welche Priorität die Barrierefreiheit hier wirklich hat“, ergänzt Sonja Döring, die sich jahrelang im Aufsichtsrat der KVV mit dem Ausbau des ÖPNV befasst hat. Offensichtlich stünden vor allem wirtschaftliche Aspekte bei der Entscheidung für die Verlängerung und gegen einen Umbau der alten Strecke im Vordergrund. „Barrierefreiheit und Erweiterung des Streckennetzes sind da wohl eher Nebeneffekte“, vermutet Döring.

„Planungen sind nie alternativlos“, weiß Cramer aus langer Erfahrung im Bereich Stadtplanung. Ähnliche Modernisierungen historischer Bergbahnen wie der Sommerbergbahn in Bad Wildbad oder der Merkurbahn in Baden-Baden hätten gezeigt, dass auch ein barrierefreier Umbau bei bestehender Trasse möglich sei. Auch dafür gebe es Förderzuschüsse. Die Anbindung könnte, wie von der KAL schon vor Jahren vorgeschlagen, mit einem autonomen Elektrobus erfolgen. „Leider verweigert sich die VBK diesen Ideen komplett“, bedauert Cramer. Unverständlich ist für Cramer und Döring auch, dass die Turmbergbahn nicht schon längst Teil des Tarifsystems des KVV ist.

Cramer hält das Projekt Verlängerung der Turmbergbahn zudem für völlig aus der Zeit gefallen. Die Stadt Karlsruhe und der Karlsruher Gemeinderat seien schließlich deutlich vom Regierungspräsidium aufgefordert zu sparen. „Und jetzt sollen wir ein weiteres, teures Projekt auf den Weg bringen?“, kritisiert Cramer. Dass die städtischen Verkehrsbetriebe (VBK) jetzt bis zu 50 Millionen Euro neue Schulden bei der Stadt aufnehmen wollen, hält er für unverantwortbar.

„Seit Bekanntwerden des Projekts stellt sich die Karlsruher Liste gegen dieses ‚Fass ohne Boden‘. Jetzt wächst der Widerstand nicht nur in der Bevölkerung, sondern scheinbar auch im Gemeinderat“, sieht Cramer. Es sei wirklich schwer zu verstehen, wenn weiterhin eine große Mehrheit des Rates gemeinsam mit dem Oberbürgermeister bereit sei, bei derart angespannter Haushaltslage Millionen in ein paar Meter Turmbergbahn statt in wichtige Infrastrukturprojekte des ÖPNV zu stecken.

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