KAL-Antrag: Bunkerbebauung Dammerstock

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Abbruch des Bunkers in der Dammerstock-Siedlung und Schaffung eines öffentlichen Platzes

Antrag:

Der in der Dammerstock-Siedlung stehenden Weltkriegs-Bunker wird abgerissen.

Zum Ende des Bauhaus-Jahrs 2019 sollte Karlsruhe das global gewürdigte Erbe von Walter Gropius schützen und eine städtebauliche Besonderheit Karlsruhes wiederherstellen, die durch die Nationalsozialisten 1942 zerstört wurde. Ein öffentlicher Platz kann die Planung von Walter Gropius wieder herstellen und Lebensqualität durch einen begrünten, sozialen Begegnungsraum schaffen.

Sachverhalt / Begründung:

“Zum 100-jährigen Jubiläum der Gründung des Bauhauses in Weimar rücken 2019 auch in der badischen Kulturmetropole Konzept und Wirken der künstlerisch-handwerklichen Avantgarde in den Fokus. Vorzeigeobjekt der Stadt Karlsruhe ist zweifellos die in den 1920er Jahren erbaute Dammerstock-Siedlung, welche von Bauhaus-Gründer Walter Gropius als federführendem Architekten verwirklicht wurde”, schreibt die “Karlsruhe Tourismus GmbH” in ihrer Broschüre zum Bauhaus-Jahr 2019.

Unter Baubürgermeister Hermann Schneider beschloss die Stadt Karlsruhe 1928, eine Mustersiedlung des Neuen Bauens zu realisieren und dafür einen Wettbewerb zur Bebauung des südlichen Teils des Dammerstock-Geländes auszuschreiben. Die Jury, der zentrale Vertreter des „Neuen Bauens“ wie Mies van der Rohe angehörten, prämierte den Entwurf von Walter Gropius.

Mit Gropius, dem „Vater des Bauhauses“, kam ein regelrechter Architektur-Star als Stadtplaner nach Karlsruhe. Mit Kurt Schwitters betraute die Stadt, einen für seine Experimente berühmten Künstler mit der Gestaltung von Katalog und Graphik, mit dem die neue Dammerstock-Siedlung 1929 breitenwirksam eröffnet wurde. Die Stadt setzte damit neue Maßstäbe und öffnete sich mit dem Bau der Dammerstock-Siedlung, einem der prominentesten Beispiele des Neuen Bauens, vorbildlich dem modernen Siedlungsbau.

Die Nationalsozialisten, die Neues Bauen und Bauhaus ablehnten, zerstörten das Konzept von Gropius und überbauten 1942 den zentralen Platz der Siedlung mit einem Weltkriegs-Bunker.

Jetzt soll im Bauhaus-Jahr 2019 nicht etwa der Abbruch des Nazi-Bunkers sondern eine Überbauung und damit eine Volumenvergrößerung im Herz der Siedlung vorangetrieben werden, die das originale städtebauliche Konzept weiter beeinträchtigen würde.

Es ist Aufgabe der Stadt, ihr renommiertestes Siedlungsprojekt und das Werk von Walter Gropius an dieser Stelle zu schützen und wiederherzustellen. Hier hat die “Architekturstadt” Karlsruhe nicht nur eine besondere baugeschichtliche Verantwortung, sondern kann vor allem für die Bewohnerinnen der Siedlung einen neuen öffentlichen Begegnungsort schaffen.

Durch die Beseitigung des Weltkriegs-Bunkers und die Schaffung eines Pocket-Parks wird die Dammerstock-Siedlung in diesem Bereich weiter aufgewertet.

In Berlin werden vergleichbare Siedlungen als Weltkulturerbe geschützt. In Stuttgart leistet sich die Stadt in der Weissenhof-Siedlung ein eigenes Museum. Vor diesem Hintergrund sollte die Stadt Karlsruhe alles tun, um ihr wichtigstes Architekturerbe des 20. Jahrhunderts in seiner Ursprünglichkeit zu schützen.

Unterzeichnet von: Lüppo Cramer, Michael Haug
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