Endlich eine nachvollziehbare Kostenspanne!
Für die Karlsruher Liste (KAL) ist die aktuelle Information über die möglichen Gesamtkosten für Sanierung, Um- und Neubau des badischen Staatstheaters überfällig: „Um die 300 Millionen Euro Gesamtaufwand klingt realistisch, wenn man Vergleiche mit den Umbauten anderer Mehrspartenhäuser zieht“, sagt Margot Döring, Vorsitzender der Wählervereinigung. Sie übt Kritik an der Landesbehörde Vermögen und Bau beziehungsweise am zuständigen Finanzministerium: „Die Beispiele anderer großer Bauprojekte, nicht nur in Karlsruhe zeigen: Den Steuerzahler und die Entscheider in den Parlamenten interessieren Gesamtkosten, nicht Teilausschnitte einer Kostenrechnung.“ Aber schon die 2014 genannten reinen Baukosten von 125 Millionen Euro habe Vermögen und Bau viel zu niedrig angesetzt. „Darauf haben unsere zwei Stadträte im Gemeinderat von Anfang an hin-gewiesen.“
In den jetzt bekannt gegebenen Zahlen stecken auch die spätere Ausstattung, ein erhöhter technischer Standard, die Gestaltung des Theatervorplatzes oder der erhöhte Aufwand für den Spielbetrieb während der Bauzeit. Dazu kommen größere Flächen, „dem Siegerentwurf geschuldet“ sowie ein Risikozuschlag – „bei Umbau im Bestand unverzichtbar!“, so die KAL. „All diese zusätzlichen Kostenpositionen haben die Planer des Landes 2014 leider noch nicht einmal grob geschätzt benannt.“
Die KAL erwartet jetzt von Stadt und Land eine detaillierte Aufstellung, welche Kosten für welche Maßnahmen anfielen, und wo sich Geld sparen ließe; aber auch welche Konsequenzen „billigere“ Lösungen hätten. „Die Arbeit im heu-tigen Staatstheater zeigt das exemplarisch. Beim Bau wurde ‚gespart’. Folge: viel zu kleine Werkstätten und Probenräume, funktionale Abläufe sind schwierig, jeden Tag müssen Kulissen per Laster aus einem Lager im Killisfeld geholt werden, die Nancyhalle dient als Probebühne.“ Erst mit genauen Informationen könne der Gemeinderat entscheiden, welche Lösung für Stadt, Region und ihre Einwohner am nachhaltigsten ist. Döring: „Wir sollten uns nicht von hohen Zahlen bei der Investition schrecken lassen, sondern eine Lebenszeitbetrachtung anstellen: wie teuer, wie funktional im Betrieb? Wie sinnvoll für die vielen Nutzer und Besucher des Hauses in den kommenden 30 bis 50 Jahren?“
Wenn bereits jetzt 300 Mio. angesetzt sind, so ergeben sich bis zur Fertigstellung noch deutliche Kostensteigerungen, siehe U-Strab. Diese derzeit bekannten 300 Mio. sind rd. 1/3 der U-Strabkosten und das für die paar Besucher, die sich ihre Besuche noch vom Steuerzahler hoch subventionieren lassen. Wenn ich daran zurückdenke, was für ein Aufschrei es vor einigen Jahren gab, als man für den Umbau des Zoos rd. 50 Mio. gefordert hatte, fehlt mir dieser Aufschrei jetzt – und der Zoo hat 3 Mal so viele Besucher wie der “Subventionstempel” Staatstheater. Von jedem Verein, der Unterstützung will, fordert man zuerst die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge (selbst für Kinder), beim Theater werden die Eintrittpreise nicht erhöht.
Wie passt diese Investition zu den Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen? Im Sozialen Bereich wird eingespart, beim Theater wird das Geld mit vollen Händen zum Fenster rausgeschmissen!
Lieber JWG, ich habe schon den Eindruck, dass die Kosten nun seriös kalkuliert sind. Falls die Sanierung umgesetzt wird kommt es darauf an, dass die Baumaßnahmen eng begleitet werden um Kostensteigerungen zu begrenzen. Allerdings muss man bei Baumaßnahmen im Bestand immer mit Unvorhergesehenem rechnen. Das liegt in der Natur der Sache und kann nur bedingt berücksichtigt werden. Eine Sanierung des Staatstheaters ist aus vielerlei Gründen erforderlich.
Wir stimmen darin überein, dass dies nicht Kürzungen im Sozialbereich oder bei kleineren Kultureinrichtungen nach sich ziehen darf. Darauf wir die KAL besonders achten. Nach der Gemeinderatssitzung im September wissen wir mehr!