Beitrag Lüppo Cramer bei der „Kobane-Veranstaltung“, 14.10.2014, Stephanplatz, Karlsruhe
Der Krieg in Syrien und im Nordirak ist auch in Karlsruhe angekommen. Das zeigen uns die Flüchtlinge, die von dort zu uns kommen, und wir müssen davon ausgehen, dass auch Flüchtlinge aus der Region Kobane bei uns ankommen.
Die nächstgrößere Stadt zu Kobane ist Sanliurfa in der Türkei. Als ich vor zwei Jahren von Urfa nach Van auf der E 90 gen Osten fuhr, ging es parallel zur türkisch-syrischen Grenze in Richtung Nord-Irak. Hier im Südosten der Türkei sind die Dörfer der Yeziden schon seit Jahrzehnten zerstört, meist auch die ihrer kurdischen Nachbarn. Bis heute versucht man, durch Enteignung des Grundbesitzes der Klöster (z. B. Mor Gabriel bei Midyat) Druck auszuüben und die christlichen Gemeinden aufzulösen.
Nein, ich rede nicht vom IS. Ich rede vom türkischen Staat und seiner Vertreibungspolitik, die älter ist als die türkische Republik.
Wo gingen diese Menschen hin?
Wo sind sie heute ?
Kurden, Yeziden und orientalische Christen sind mit ca. 1 Million in den letzten 40 Jahren Teil unserer Gesellschaft geworden. Über diese Menschen sind wir aktuell involviert. Hier sind wir als Politiker verantwortlich – auch als Kommunalpolitiker – und hier müssen wir Unterstützung für Kobane fordern.
In erster Linie von der türkischen Regierung: Es geht nicht um ein militärisches Eingreifen, sondern darum, dass sie Hilfe zulässt, dass ein Hilfskorridor eingerichtet wird.
Aber auch die Bundesregierung muß handeln, sie muss gegen das aggressive Verhalten der türkischen Regierung vorgehen und eine klare Position gegen diese Politik der Zerstörung und Vertreibung beziehen.
Dies wäre ein entscheidender Beitrag zur Flüchtlingspolitik.